Die Abendnebel erinnern mich von ferne an alte Zeiten I 1993

Große Flöte (auch Piccolo), Bassklarinette B, Violine, Violoncello

Die Abendnebel erinnern mich von ferne an alte Zeiten (1992) – CD – Text.

Mit seinem 1992 entstandenen Werk „Die Abendnebel erinnern mich von fern an alte Zeiten“ greift Buwen, angeregt durch die Lektüre Peter Sloterdijks, auf einen Text des japanischen Philosophen Kito (1740 – 1789) zurück. Die dieser Komposition zugrundeliegenden Befindlichkeiten – Buwen versucht sie mit den Vokabeln „Traum“, „Sprunghaftigkeit“ und „Diskontinuität“ zu umstellen – weisen in Bereiche, die abseits einer kategorial gefügten, linearen Zeitvorstellung liegen. „Im Zurückgehen“, so der Komponist über sein Werk, „gibt es kein Ziel, vielmehr ist der zufällig gewählte Weg entscheidend.“ Das für eine Traumsituation so kennzeichnende unvermittelte Nebeneinander von verschwommener, unscharfer bzw. überdeutlicher Wahrnehmung beherrscht die Faktur dieser Komposition. Neben Bildern, die „wie hinter einem Schleier, verschwommen, unklar, undeutlich, nicht fassbar“ erscheinen, steht eine mitunter qualvoll bewusst durchlebte, punktuelle Zeitwahrnehmung: „ Gefundenes verliert sich sogleich wieder, das alles in äußerster Zeitlupe. Die Zeit bleibt fast stehen. Langgezogene Schreie wickeln sich um die Klänge; bald wie verschnürt; die Zeit dehnt sich; das Warten schwillt an; die Zeit wächst und wächst, wird zur nicht endend wollenen Folter.“ Auf dem Höhepunkt dieser Verdichtung (die Musiker repetieren unablässig einen um den Ton d geschichteten mikrotonalen Cluster) ereignet sich dann jäh und unvermittelt ein Umschlag: „gespenstische Lautlosigkeit. Die Klänge wirken wie abgetrennt von den Instrumenten. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Kreisförmige, rückläufige Prozesse. Vergangenheit, Zukunft, Zukunft der Vergangenheit... Zuletzt verlieren sich die Spuren im Dunkel.“ (Wolfgang Lessing)

Hörbeispiel
Abendnebel (Auszug).m4a
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